Internationales Forum für Wirtschaftskommunikation (IFWK) und Verband der Auslandspresse diskutierten aktuelle Wirtschaftsskandale made in Austria

Laut einer aktuellen Umfrage geben neun Prozent der Befragten an, im Jahr 2009 in Österreich Schmiergeld bezahlt zu haben. In dem von Transparency International regelmäßig erstellten Ranking der korruptesten Staaten ist Österreich seit dem Jahr 2005 von Platz 10 auf Platz 15 abgerutscht. Derzeit liegt die Republik – gleichauf mit Deutschland – weit hinter Musterländern wie Dänemark, Neuseeland oder Singapur, aber besser als Großbritannien, die USA oder Frankreich. Der Frage, wie Österreich im Zusammenhang mit Korruption bzw. den aktuellen Wirtschaftsskandalen von außen gesehen wird, ging das Internationale Forum für Wirtschaftskommunikation (IFWK) gemeinsam mit dem Verband der Auslandspresse nach.

„Wir Österreicher neigen bekanntlich dazu, uns selbst in vielen Bereichen schlecht zu machen“, konstatierte IFWK-Präsident Rudolf J. Melzer einleitend und stellte die Frage, welche Rolle die Mentalität in diesem Zusammenhang spiele. Stefan Menzel, Österreich- und Osteuropa-Korrespondent der deutschen Verlagsgruppe „Handelsblatt“ thematisierte die vielzitierte „Freunderlwirtschaft“ und stellte fest, dass der Kampf gegen Korruption in Deutschland konsequenter geführt wird: „Der österreichischen Justiz fehlt der Zug zum Tor.“

Fakt ist, dass die österreichische Justiz in Fällen wie Hypo Alpe Adria ohne Zutun deutscher Behörden nicht so rasch aktiv geworden wäre, bestätigte der Autor des Buches „Land der Diebe“, Kurt Kuch. „Wenn schon das relativ einfache Verfahren rund um den Papierhändler Libro mehr als 10 Jahre dauert, wie lange wird die strafrechtliche Aufarbeitung von Immofinanz, BUWOG oder BAWAG II dauern?“ Von Skylink, Hypo Niederösterreich, Meinl, YLine oder der Affäre Strasser ganz zu schweigen.

Kuch weiter: „GRECO, ein Staatenverbund zur Bekämpfung der Korruption, hat Österreich auch ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt, was die Parteienfinanzierung betrifft. Das österreichische Parteienfinanzierungsgesetz ist in der westlichen Welt einzigartig und für ein zivilisiertes, demokratisches Land eine Schande.“

Moderiert von der Präsidentin des Verbandes der Auslandspresse, Susanne Glass, kamen die Diskutanten in den sagenumwobenen Club-Räumen des Wiener Hafens zum Schluss, dass sowohl bei der Justiz als auch bei den Medien in Österreich einerseits die Ressourcen, andererseits aber auch die Möglichkeiten dazu fehlen, der Korruption schlagkräftig entgegenzutreten. Peter Muzik, langjähriger Chefredakteur von trend und Wirtschaftsblatt subsumierte: „Die Gerichte sind überfordert, und die Medien sind überfordert. Außerdem scheint es, dass die Bevölkerung fast nichts mehr aufregt.“

Versüßt mit herrlichen Weinen des Joiser Weingutes Markus Altenburger diskutierten weiters Igor Belov, langjähriger Wien-Korrespondent des Radiosenders „Stimme Russlands“, der Österreich-Chef der Software AG, Walter Weihs, BWT-Aufsichtsratsvorsitzender Leopold Bednar, Susanne Hetzer, Leiterin Recht und Immobilien der Zielpunkt Warenhandel AG sowie Birol Kilic, Geschäftsführer des Neue Welt Verlages.